Berliner Ruder-Club Spreehort (1888-1929)
1888 – 3. September Gründung des BRC Spreehort. Eine Kegelbahn in Stralau war das erste Bootshaus. Für 600 Mark wird ein eichener Auslegervierer „Herta“ mit verschränkten Gleitsitzen gekauft.
1891/92 – Erste Wettkämpfe, veranstaltet vom Allgemeinen Ruderverband, werden auf dem Rummelsburger See und in Grünau gewonnen.
In Stralau, Dorfstraße 50, wird das zweite Bootshaus in einem einstöckigen Ziegelfachwerkbau eingerichtet, da das Kegelbahn-Bootshaus zu klein geworden war.
1894 – Aufnahme in den Deutschen Ruderverband. Das Rennrudern wird verstärkt betrieben, Rennvierer und Rennachter werden angeschafft.
1895-1901 – Erringen die gefürchteten Blauen (die Rennkleidung war dunkelblau) 11 Siege in Grünau und können auch in den Ersten Seniorenrennen (Kaiser-Vierer und Großer Preis von Grünau) gute 2. und 3. Plätze belegen.
1902 – Grundsteinlegung zu einem neuen Bootshaus am Rummelsburger See in Stralau, Hauptstraße 3. Der Bau war größer dimensioniert, 2-stöckig, mit Schankraum, Saal, Bootsdienerwohnung, Werkstatt und mehreren Zimmern neben der großen Bootshalle. Durch Stiftung von Mäzenen wird die Rennbootflotte durch 2 Rennvierer und 1 Rennachter vergrößert.
1903-1914 – Sieben Siege werden errungen. Das Grundstück in Stralau geht an den Magistrat von Lichtenberg über. Somit muss sich der Verein Spreehort nach einer neuen Bleibe umsehen und findet in Grünau an der Regattastrecke ein Grundstück, das am 1. April durch Zahlung einer Ablösung von 10.000 Mark und einer Jahrespacht von 300 Mark vom Regattaverein in Erbpacht übernommen wird.
1916 – Durch den 1. Weltkrieg wird der Plan, ein vergrößertes Bootshaus in Grünau zu erstellen, zunichte gemacht. Es muss ein Schuppen vom Berliner Regattaverein gemietet werden, um den Ruderbetrieb aufnehmen zu können. Eine Damen- und eine Jugendabteilung werden gegründet.
1919 – Zwei ehemalige Wohnbaracken vom Johannisthaler Flugplatz werden auf dem Grundstück aufgestellt, um die Clubräume zu vergrößern. Die Mitglieder leisten tatkräftige Mithilfe beim Aufbau. Als Ergänzungssport wird Leichtathletik aufgenommen und besonders der Waldlauf gepflegt.
1920 – Die RG Helios tritt mit 32 Mitgliedern zum Spreehort über und bringt 7 Boote mit.
1924-1926 – 3 Rennsiege werden errungen und damit die Bilanz seit Gründung auf insgesamt 38 Rennerfolge vergrößert.
1927 – Das Grünauer Grundstück geht infolge Spenden aus dem Kameradenkreis durch Kauf in den Besitz des Spreehort über.
1928 – Schon damals leiden die kleinen und mittleren Vereine an Geld- und Mitgliedernot. Als Ausweg wurde damals eine I.G. (Interessengemeinschaft) gegründet, die zu einer Zusammenarbeit in ähnlicher Lage befindlicher Rudervereine führte. Es waren dies außer dem Spreehort der Berlin-Königs-Wusterhausener Merowinger, BRC Burgund, RC Königswusterhausen, BRC Phönix und der Wassersport-Verein Schwarzkopf, der der Krösus aller genannten war, da er über ein stattliches, von den armen Vereinen als Palast bezeichnetes Bootshaus verfügte. Veranstaltungen wurden innerhalb dieser I.G. gemeinsam durchgeführt, wie Anrudern, Damenfahrten, Abrudern, Waldlauf und Wettschwimmen.
1929 – Die Schülerriege der Werner-Siemens-Oberschule schließt sich dem Spreehort an. Es können 2 Siege in Grünau errungen werden.
1930 – Am 31. Januar fusioniert der Berliner-Ruder-Club Spreehort mit dem Touren-Ruder-Club 1892 zur Rudergesellschaft Nibelungen.
Touren Ruder-Club 1892 (1892-1929)
1892 – Der zukünftige Touren Ruder-Club von 1892 wird in diesem Jahr als Ruderriege T.i.B gegründet, da er zunächst eine Unterabteilung der Turngemeinde in Berlin ist. Man rudert anfänglich vom Bootshaus des Bootsbauers Deutsch aus, wo man als Untermieter untergekommen ist.
1899 – Georg Asch, der seit der Gründung bis 1919 Vorsitzender war, wird zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
1900 – Durch Einführung des neuen BGBs am 1. Januar 1900 droht der Verlust aller seit Gründung erworbenen Werte, wie Boote und allen sonstigen Eigentums, da die Mutterorganisation, die T.i.B., selbst dieses Eigentum beansprucht.
Eine große Gruppe der Ruderriege spaltet sich daher ab und nennt sich von nun an Ruderverein Friesen. Es gehen die meisten Mitglieder mit und vor allem das ganze Bootsmaterial, was dann später aber zurückerstattet wird. Die Flotte der Ruderriege bestand Ende des Jahres aus 4 Vierern, 2 Doppelzweiern, 1 Paddelboot und 2 Privatbooten.
1903 – Zieht man in ein Pachtbootshaus nach Oberschöneweide, das aber dann von den Schülerruderern beansprucht wird.
1904 – Wird daher in Stralau der Grundstein für ein neues Bootshaus gelegt.
1906 – Wird dieses Bootshaus durch einen Anbau erweitert und gleichzeitig ein 2. Bootshaus am Wannsee auf einem Pachtgrundstück gebaut.
1909 – Kommt es durch Auseinandersetzungen zwischen den Ruderern aber vor allem mit der T.i.B wiederum zur Spaltung. Die Mehrheit der Mitglieder gründet den Touren-Ruder-Club 1892, der durch einen gerichtlichen Vergleich die Bootshäuser in Stralau und Wannsee mit allem Inventar und Bootsmaterial zugesprochen bekommt. Die kleinere Gruppe, es waren noch 8 Ruderer, behält den alten Namen T.i.B. und geht nach Oberschöneweide.
1911 – Der Verein Touren-Ruder-Club 1892 wächst ständig und beschäftigt sich vornehmlich, wie schon der Name besagt, mit der Wanderruderei. Viele schöne Fahrten, zum Teil mit Kommersen (Anm.: Ein Kommers (lat. commercium „Verkehr“) ist eine hochoffizielle Feier, die vor allem bei Studentenverbindungen abgehalten wird.) an den Zielorten, werden unternommen, es ist die unbeschwerte Zeit vor dem 1. Weltkrieg.
Bei den Tourenruder-Wettbewerben wurden oft Leistungen von 80 100.000 Ruderkilometer erbracht. Auch am Staffelrudern beteiligte sich der TRC erfolgreich.
1919 – Der 20. Januar ist für die Entwicklung des Frauenruderns in Deutschland ein wichtiges Datum. Der TSC stellt seine Räume für die Sitzung von 7 Berliner Damenrudervereinen zur Verfügung, die von mehr als 50 Damen wahrgenommen wird, um einen Antrag zwecks Aufnahme in den Deutschen Ruderverband zu formulieren. Der DRV lehnte damals noch die Aufnahme von Frauenrudervereinen ab. Als Reaktion kam es dann am 19. Februar zur Gründung des Deutschen Damen-Ruder-Verbandes.
1920 – Nimmt der Wanderruderbetrieb nach dem Krieg wieder größeren Umfang an: 132.747 km werden von den Stammmitgliedern und 15.428 km von den Jugendmitgliedern gerudert.
1924/25 – Werden in Gig-Rennen erste Erfolge erzielt, damit bricht sich unter den jungen Leuten beim TRC der Renngedanke Bahn, so dass 1924 der erste Rennvierer angeschafft wird. Jedoch kommt es in den nächsten Jahren mangels taktischer Erfahrung zu keinerlei Erfolgen bis auf einige Jugendsiege.
1929 – Die Jahreshauptversammlung stimmt der Fusion mit dem erfahrenen rennsportbetreibenden BRC Spreehort zu.
1930 – Am 31. Januar fusioniert auf der Gründungsversammlung der Touren-Ruder-Club 1892 mit dem Berliner Ruder-Club Spreehort zur Ruder-Gesellschaft Nibelungen.
Ruder-Gesellschaft Nibelungen (1930-1945)
1930 – Der neue Verein zählt 400 Mitglieder und besitzt das Bootshaus in Grünau, das in Stralau und das auf einem Pachtgrundstück am Wannsee. Über diesen 3 Bootshäusern weht jetzt die Nibelungenflagge (gelb mit rotem Kreuz), Farben, die einer Handschrift des Nibelungenliedes entnommen sind.
Der Trainingsbetrieb, der in Stralau konzentriert wurde, vergrößert sich naturgemäß. Die Wanderruderei wird hauptsächlich von den Bootshäusern in Grünau und Wannsee aus betrieben. 5 Rennsiege sind die ersten Erfolge der neuen Ruder-Gesellschaft im ersten Jahr. Stattliche 119.957 km werden von den Wanderruderern erreicht.
1931-1934 – Es können 11 Rennerfolge in Grünau, Neuruppin, Stettin und Bernburg errudert werden.
1936 – Bruno Müller, Olympiasieger der Ruder-Gesellschaft Nibelungen, trainiert die Nibelungen. Als erstes Zweier-Rennen wird der Nibelungen-Zweier in Frankfurt/O gewonnen.
Am 10. Mai kann durch Kauf auf dem Espenwerder am Gosener Graben der Nibelungen-Hof eingeweiht werden, ein idealer Erholungsort für die ganze Club-Familie.
1937 – Können hauptsächlich von der Jugend von Nibu 8 Rennen, davon 4 in Achtern in Grünau, Fürstenberg und Leipzig siegreich beendet werden.
1938 – Durch einen Zusammenstoß mit dem Nibelungen-Boot kommt trotz aller Proteste der Nibelungen-Achter um seine Chancen. Doch werden im Jubiläumsjahr noch 5 Siege errungen. Am 9. November wird im Hotel Esplanade mit großem Aufwand das 50-jährige Bestehen gefeiert.
1939 – Beachtliche Rennerfolge: Grünauer Frühjahrsregatta: Sieg im 2. Senior-Zweier o. Stm., Neuruppin: Sieg im 1. Senior-Vierer o. Stm., Potsdam: Sieg im 2. Senior-Vierer o. Stm.; Sieg im Hindenburg-Zweier o. Stm., Frankfurt/Oder: Sieg im 2. Senior-Vierer o. Stm.
Bei Kriegsbeginn wird eine Feldpoststelle Nibelungen eingerichtet, um die Kontakte zu den zahlreich eingezogenen Nibelungen aufrecht zu erhalten. Viele Kameraden fallen im Krieg, so auch am 22. Juni 1941 der ehemalige Vorsitzende Werner Classen.
1943 – Im April stellt Nibu als Kameradschaftshilfe eine Truppe zusammen, die betroffenen Bombenopfern bei der Beseitigung von Schäden hilft. Im Stralauer Bootshaus werden Feldbetten als Notquartier aufgestellt.
Es wird offiziell eine Frauen- und Mädchenabteilung gegründet, deren Leitung in den Händen von Albert Kopitz lag. Er konnte mit seiner Abteilung noch einige Siege erringen.
1945 – Am 1. März wird das Bootshaus in Stralau ausgebombt und kurze Zeit später brennt das Bootshaus am Wannsee völlig aus.
1946 – 1949 Rudergruppe III Grünau
1949 – 1949 Ruder-Gemeinschaft „Blau-Weiß“
1950 – 1952 Sport-Vereinigung Grünau
1953 – 1978 Sport-Gemeinschaft Grünau
1978 – 1990 Betriebssportgemeinschaft Robotron
1978 übernimmt der VEB Robotron die Sport-Gemeinschaft Grünau als Betriebssport-Gemeinschaft. Das hat viele Vorteile: Robotron co-finanzierte die Sanierungsarbeiten und Kosten. Der sportliche Ruderbetrieb hat sich dadurch nicht grundsätzlich verändert. Es gab ebenfalls zwei aktive Jugend-Truppen: eine Wander-Ruder und eine Renn-Ruder-Truppe. Die Renn-Ruderer sind auch hier recht erfolgreich auf Regatten und DDR-Meisterschaften. Mehrer DDR-Meisterschafts-Medaillen wurden jährlich mit nach Haus gebracht. Arno Fritsch und Horst Richert trainerten die Jungs und Mädels, damals noch in Holz-Rennbooten.
Ruder-Gemeinschaft Grünau (ab 1990)
1990 – Die BSG Robotron löst sich auf und überlässt alles was zu Zeiten der BSG angeschafft wurde dem Verein.
Am 1. Juli kommt es auf der Gründungsversammlung zur Bildung eines Vereins mit dem Namen Ruder-Gemeinschaft Grünau e. V., der Satzungsentwurf wird bestätigt und die Eintragung ins Vereinsregister beantragt. Zum 1. Vorsitzenden wird Werner Wolf gewählt. Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes sind Dr. Albrecht Bauer und Peter Schulz als Stellvertreter und Hartmut Zülsdorff als Schatzmeister. Die Besitzansprüche auf unser Grundstück werden beim LAROV (Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen) geltend gemacht. Vom Land Berlin haben wir einen Nutzungsvertrag für unser Grundstück erhalten. Peter Schulz als Jugendleiter betreut 25 Jugendliche, insgesamt sind wir 240 Mitglieder, 49 Mitglieder erfüllen den Wanderruderwettbewerb. Unsere Rennruderer erzielen im Seniorenbereich mehrere beachtliche 1. bis 3. Plätze national und international. Zum Saisonabschluss gelingt noch ein Sieg beim „Quer durch Berlin“.
1991 – Am 1. Januar erscheint die erste „Flüstertüte“ als Mitteilungsblatt des Vereins, Redakteur ist Eberhard Brandenburg. Ein C-Einer wird angeschafft. Beim „Hamburger Staffelrudern“ erringen unsere „Jungen Leute“ in Renngemeinschaft einen Sieg. „Schlag auf Schlag“, unter diesem Motto beteiligt sich unser Rentner-Achter am 10. Oktober 1991 an der Fernseh-Ratesendung „Ja oder Nein“ mit Joachim Fuchsberger – der Erlös von 2560 DM geht an die Vereinskasse. Der Mitgliederstand beträgt Ende 1991 insgesamt 220 Mitglieder.
1992 – Die Anruder-Sternfahrt zum FRV (Friedrichshagener Ruder-Verein), die Wanderfahrt „Quer durch Berlin“, die Spreeumfahrt, die Pfingstfahrt mit den Naumburgern, die Sonnenwendfeier in Rüdersdorf, die Mirow-Fahrt, die Internationale FISA-Sternfahrt anlässlich des 100 jährigen Bestehens, die Neuruppin-Fahrt, die XVIII. Mai-Ferien-Fahrt auf der Weser, die Fahrt nach Niederfinow, die Fahrt ins Blaue, die Herbstdoppelachterfahrt und die Hollandfahrt sind die herausragenden wanderruderischen Aktivitäten dieses Jahres. Der Junge Stamm machte als „Ochsentour“ die Spreeumfahrt an einem Tag.
Die „August Bebel“ wird auf der Werft generalüberholt und erhält ihren alten Namen „Europa“ zurück. Das Frauentreffen wurde erstmals bei der RG Grünau veranstaltet. Thomas Böhling, Carsten van der Lieth und Frank Scherbart werden auf der Jahreshauptversammlung in den Vorstand gewählt. Auf den Regattaplätzen dieses Jahres konnten insgesamt 5 erste, 5 zweite und 3 dritte Plätze errudert werden.
1993 – Dieses Jahr beginnt mit dem Winterball im Saray, Diskussionen um die Zukunft dieser Veranstaltung. Wir sind nun endlich ein „eingetragener Verein“ (e.V.) – die Gemeinnützigkeit ist zuerkannt und haben einen Nutzungsvertrag für 10 Jahre für unser Grundstück. Der „Junge“ Stamm macht eine Urlaubsfahrt durch Polen und Russland. Helga Mittendorf übernimmt unsere Kantine in Pacht.
1994 – In diesem Jahr findet unser Winterball erstmals als Wintervergnügen im Bootshaus statt und wird zu einem Erfolg. Mit der XX. Mai-Ferien-Fahrt auf der Lahn verabschiedet sich Eberhard Brandenburg als aktiver VL.
1995 – findet, da der RV Empor seine Teilnahme gekündigt hat, erstmals keine Interne Regatta mehr statt. Die „Schmölde“ wird auf der Werft generalüberholt. Am 9. September beginnen die Vorbereitungsarbeiten für die Dachsanierung, die dann von einer Firma mit großer Beteiligung unserer Mitglieder 1996 abgeschlossen wird. Am 30.März kann beim Anrudern unser neuer Komposit-C-Vierer auf den Namen „Wannsee“ getauft werden.
1997/99 – Der Mitgliederbestand hat sich auf 180 eingependelt, wunderschöne Wanderfahrten im In- und Ausland wurden organisiert, Die Senioren-Rennruderer konnten mit beachtlichen Erfolgen aufwarten, dank unserer „Vorruhestands-Truppe“ konnten gewaltige Bauvorhaben realisiert werden. Am 15.12.98 feiert Rudolf Wiederanders den 100. Geburtstag. Am 9. Januar 1999 übernimmt Thomas Böhling den Vorsitz unseres Vereins, der Ruder-Gemeinschaft Grünau e.V. Am 28. März steht der „Frühschoppen zum Saisonauftakt“ ganz im Zeichen der Festlichkeiten zum 111-jährigen Bestehen unseres Vereins, der am 3. September 1888 im Königsstadtkasino in der Alexanderstraße in Berlin gegründet wurde und am 10. September findet die große Festveranstaltung zu diesem Jubiläum im Bräustübl, des Berliner Bürgerbräu in Friedrichshagen statt.